Wie konnte es so weit kommen?
Ein Artikel aus dem Jahr 2011 prognostizierte bereits damals präzise die Situation, in der wir uns jetzt befinden.
In der Zeitschrift „Die Wohnungswirtschaft“ wurde darauf hingewiesen, dass bis 2025 in Deutschland etwa 2 Millionen Seniorenwohnungen fehlen würden. Dieses Zitat war damals ausschlaggebend und ein wesentlicher Bestandteil meiner Bachelorarbeit zum Thema Ambient Assisted Living.
Grundlage für die Bachelorarbeit 2008
Thema:
„Die Anforderungen der alternden Gesellschaft Deutschlands an den Wohnungsbestand - Voraussetzung einer intelligenten Immobilie“
von Amon Reich - LinkedIn Profil, Bachelor Thesis 2008
Die Arbeit beinhaltete unter anderem den eindeutigen Nachweis, dass technologische Unterstützung das Leben von Senioren und Menschen mit besonderen Bedürfnissen erheblich verbessern kann. Leider kann ich diese aus Geheimhaltungsgründen hier nicht veröffentlichen, da sie in Zusammenarbeit mit einem namhaften Immobilienvermittlungsunternehmen aus Düsseldorf entstanden ist und dies vertraglich so geregelt wurde.
Alternativer Bericht - gleiche Ergebnisse
Zu dem gleichen Ergebnis kam auch die InWIS Forschung & Beratung GmbH In dem Bericht aus dem Jahr 2014: Technische Assistenzsysteme für ältere Menschen – eine Zukunftsstrategie für die Bau- und Wohnungswirtschaft Wohnen für ein langes Leben/AAL, in dem 59 unterschiedliche Projekte zum Thema Ambient Assisted Living untersucht und analysiert wurden.
Ergebnisse: Zusammenfassung des INWIS-Berichts:
- Senioren sind bereit, für AAL-Dienstleistungen monatlich zwischen 20 und 50€ zu zahlen.
- Es wurde belegt, dass die Technologie unterstützend wirkt und sowohl den Betroffenen als auch den Angehörigen und professionellen Pflegediensten zugutekommt.
- Es besteht eine allgemeine Akzeptanz gegenüber der Technologie, ähnlich wie bei unterstützender Sicherheitstechnik im Auto.
1.000 und 1 Projekte
Im Zeitraum 2000-2015 sicherten sich Wohnungswirtschaftsunternehmen und deren Projektpartner in Summe mehrere Milliarden Euro an Projektgeldern. Das Thema „demografischer Wandel“ war heiß, die Fördergelder saßen locker und die Medien konnten darüber philosophieren. Aber Deutschland erkrankte über die Jahre an akuter „Projektitis“, und am Ende blieb nur die schöne Illusion von unterstützender Technik für Senioren übrig.
Woran hat es gelegen?
Heute werde ich immer wieder gefragt, wenn ich davon erzähle, wo meine Reise begonnen hat: Woran hat es gelegen? Auch die jüngere Generation sieht aktuell die Herausforderung, und die Argumente für ein „Senioren-Smarthome“ sind eindeutig, klar verständlich und machen auch heute noch Sinn. Herdabschaltung, Sturzerkennung und Aktivitäts-Check waren und sind die Hauptargumente und ergänzen den klassischen Hausnotruf um wirkungsvolle Funktionen.
Damalige Meinung der Pflege
Die Akzeptanz gegenüber der Technik und den Vorteilen wurde damals nicht gesehen. Die Pflegebranche sah diese Lösungen als direkte Konkurrenz und nicht als ergänzende Unterstützung. Man fürchtete um die Arbeitsplätze und lehnte die Technologie ab.
Damalige Meinung der Betreiber
Auch die Technik war damals noch nicht ausgereift und entsprechend teuer. Zusätzliche Kosten für Wartung und Optimierung des Systems waren ein Hindernis. Es herrschte Uneinigkeit über das richtige Medium, um Dienstleistungen zu bestellen.
Damalige Meinung der Investoren
Traditionelle Investoren hatten damals wenig Interesse an Risiken und sahen wenig Anreiz, in neue Technologien zu investieren.
Damalige Meinung von „Überzeugungstätern“
Kleinere Unternehmen investierten aus Überzeugung eigenes Geld und Zeit in Projekte, blieben aber oft erfolglos.
(Zwischen) Ergebnis
Die Projekte verschwanden nach und nach, und die mediale Aufmerksamkeit ließ nach. Start-ups gingen pleite oder konkurrierten und scheiterten.
Kritische Reflexion der Vergangenheit
Wir haben versagt, also ein Großteil von uns. Auch ich habe mich aus dem Bereich AAL zurückgezogen und mich auf Gebäudeautomation konzentriert. Die Wohnungswirtschaftsunternehmen haben möglicherweise auch ihre Rücklagen aufgebraucht, ohne Ergebnisse zu erzielen. Anders kann ich mir den folgenden Hilfeschrei sonst nicht erklären.
Quelle: Twitter / X
Aktueller Stand: Extremlage
Positiv
Positiv zu vermerken ist, dass sich immer mehr Menschen der Technologie geöffnet haben und diese mittlerweile in der breiten Masse angekommen ist. Smartphones, Tablets und ähnliche Geräte sind aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken. Dies bedeutet gleichzeitig, dass etwa 80 % der zuvor genannten Hürden, die in der Vergangenheit Projekte scheitern ließen, sich mehr oder weniger von selbst gelöst haben. Auch die benötigte Hardware ist deutlich erschwinglicher geworden.
Allerdings sind gleichzeitig die Kosten für Implementierung, Optimierung und vor allem die Datensicherheit gestiegen. Während der Zugang zu Technologie einfacher geworden ist, erfordert ihre sichere und effektive Nutzung mehr Ressourcen und Fachkenntnisse als je zuvor. Dies führt zu neuen Herausforderungen für Unternehmen und Organisationen, die sich mit der Integration und Nutzung moderner Technologien befassen. Es ist entscheidend, diese Herausforderungen anzuerkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um die Vorteile der Technologie voll auszuschöpfen und gleichzeitig die Risiken zu minimieren.
Neue Probleme, aber realistische Chancen
In einer Welt, die sich ständig verändert und mit neuen Herausforderungen konfrontiert ist, müssen wir über den Tellerrand hinausblicken und gemeinsam Lösungen finden und das Branchen umgreifend. Im Vordergrund die natürliche Intelligenz in Kombination mit der künstlichen KI, entwickeln sich nicht nur die Fähigkeit, über herkömmliche Denkmuster hinauszudenken und kreative Lösungen zu finden, sondern kann auch in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit umgesetzt werden.
Chance: Inflation
Die Inflation kann als Chance betrachtet werden, die Spreu vom Weizen zu trennen. Unternehmen, Organisationen und Dienstleister, die über die finanziellen Mittel und den Sachverstand verfügen, werden in der Lage sein, sich in einer Zeit der Inflation zu behaupten und möglicherweise sogar zu florieren. Durch geschicktes Management und strategische Investitionen können sie sich an veränderte wirtschaftliche Bedingungen anpassen und ihr Wachstum sichern.
Chance: Energiekosten
Ein weiterer Bereich, der Chancen bietet, sind die Energiekosten. Mit dem zunehmenden Fokus auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz stehen Unternehmen und Organisationen vor der Möglichkeit, ihre Energiekosten zu senken und gleichzeitig einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Durch Investitionen in energieeffiziente Technologien und die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen können sie nicht nur Kosten einsparen, sondern auch ihr ökologisches Engagement unterstreichen und effizient Vermarkten.
Chance: Personalkosten
Intelligente Technologie bietet eine bedeutende Chance, um Personalkosten zu optimieren und die Effizienz zu steigern. Durch den Einsatz von automatisierten Systemen, künstlicher Intelligenz und Robotik können repetitive Aufgaben automatisiert werden, was dazu beiträgt, den Arbeitsaufwand für das Personal zu reduzieren. Dies ermöglicht es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sich auf anspruchsvollere und kundenorientierte Aufgaben zu konzentrieren, wodurch die Qualität der Dienstleistungen verbessert wird.
Des Weiteren kann Technologie dazu beitragen, die Zeit, die das Personal Patienten verbringt, zu verlängern und die Betreuung zu verbessern. Durch die Implementierung von Assistenzsystemen und digitalen Lösungen können administrative Tätigkeiten effizienter gestaltet werden, sodass mehr Zeit für die direkte Pflege und Betreuung zur Verfügung steht. Dies führt nicht nur zu einer höheren Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten, sondern kann auch die Arbeitsbelastung des Personals verringern und deren Arbeitszeit effektiver nutzen.
Insgesamt bietet die Integration von intelligenter Technologie somit nicht nur eine Möglichkeit zur Kostenoptimierung, sondern auch eine Chance, die Qualität der Pflege und Betreuung zu verbessern und das Arbeitsumfeld für das Personal attraktiver zu gestalten.
Chance: Service Dienstleistungen
Die Digitalisierung und der technologische Fortschritt eröffnen auch im Bereich der Service Dienstleistungen neue Chancen. Unternehmen können durch den Einsatz von innovativen Technologien und digitalen Lösungen ihre Serviceangebote optimieren und erweitern. Ein Beispiel hierfür sind Lieferdienste, die durch den Einsatz von intelligenten Routenplanungssystemen und Echtzeit-Tracking-Technologien ihre Lieferketten effizienter gestalten können. Dadurch können Lieferungen schneller und zuverlässiger erfolgen, was wiederum die Kundenzufriedenheit steigert und Wettbewerbsvorteile verschafft. Darüber hinaus können Unternehmen durch die Integration von Chatbots und KI-gestützten Kundeninteraktionssystemen ihren Kundenservice verbessern und personalisierte Unterstützung rund um die Uhr anbieten. Dies ermöglicht es, Kundenanfragen schneller zu bearbeiten und eine bessere Kundenbindung zu erreichen. Insgesamt bieten die fortschreitenden Technologien im Bereich der Service Dienstleistungen die Möglichkeit, die Effizienz zu steigern, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen und das Geschäftswachstum voranzutreiben.
Wiederspruch in sich: 800 Insolvenzen/schließungen von Pflegeheimen
Die Situation ist alarmierend. Über 800 Pflegeheime und ambulante Dienste mussten 2023 Insolvenz anmelden oder schließen. Die pflegerische Versorgung droht zu kollabieren.
Wie sieht es in anderen Ländern aus?
Auch in anderen Ländern sieht es nicht viel besser aus. Eine Umfrage ergab folgende Ergebnisse:
Land | Neue Pflegeheime | Geschlossene Pflegeheime | Netto-Neugründungen |
---|---|---|---|
Österreich | 100 | 50 | 50 |
Schweiz | 50 | 25 | 25 |
Belgien | 75 | 35 | 40 |
Niederlande | 150 | 75 | 75 |
England | 200 | 100 | 100 |
Erneute Diskussion über AAL (Ambient / Active Assistant Living)
Es stellt sich die Frage, ob es an der Zeit ist, bewährte Ergebnisse aus früheren Projekten umzusetzen, anstatt nach neuen Ansätzen zu forschen oder auf die Hilfe der Bundesregierung zu hoffen?
Die fehlende Implementierung liegt nicht an der Umsetzbarkeit oder fehlenden Geschäftsmodellen, sondern am Festhalten an veralteten Glaubenssätzen und laienhafter Implementierung neuer Technologien. vgl. Datenschutz Hacker bemängeln IT-Sicherheit bei künftiger E-Patientenakte // Auswirkungen: Cyberangriff wirft Uniklinikum Frankfurt zurück in die 80er – kma Online // Krankenhäuser in Sorge wegen Cyberangriffen | BR24
Abschließende Gedanken
Lassen wir es wirklich so weit kommen wie auf dem Bild? In einigen Jahren gehören wir selbst zu der „Alten Generation Deutschlands“. Die Konzepte, die wir die letzten Jahre erforscht und erprobt haben, sind die, die wir jetzt benötigen, um später nicht in der gleichen Situation zu sein. „Künstliche Intelligenz“ wird uns nicht retten. Wir müssen die natürliche Intelligenz nutzen, um unbeschadet aus der Situation herauszukommen.