In einer Zeit, in der immer mehr Haushalte auf erneuerbare Energien umsteigen, stellt sich für viele Besitzer von Photovoltaikanlagen die Frage: Was tun mit dem Überschussstrom, wenn die Haus-Batterie voll und die E-Autos dank PV-Überschussladen mit EVCC geladen sind?
Die übliche Antwort ist die Einspeisung ins Netz – doch könnte es lukrativere Alternativen geben? Eine interessante Option ist das Crypto Mining, das den ungenutzten Solarstrom in digitale Währungen umwandeln kann.
Was ist Crypto Mining?
Crypto Mining ist ein Prozess, bei dem leistungsstarke Computer komplexe mathematische Berechnungen durchführen, um Transaktionen für Kryptowährungen wie Bitcoin zu verifizieren und neue Coins zu erzeugen.
PV-Überschuss intelligent nutzen
Die Grundidee ist einfach: Anstatt überschüssigen Solarstrom zu einer vergleichsweise niedrigen Einspeisevergütung ins Netz zu leiten, wird dieser genutzt, um einen Crypto Miner zu betreiben. Der Miner wird nur dann aktiviert, wenn tatsächlich ein Überschuss vorhanden ist – das heißt, wenn:
- Der Batteriespeicher vollständig geladen ist
- Alle E-Autos am Netz geladen sind
- Der Haushaltsstrom vollständig durch die PV-Anlage gedeckt ist
- Keine anderen Verbraucher Strom benötigen
Hass Miner: Die Brücke zwischen PV-Anlage und Crypto Mining
Die intelligente Steuerung erfolgt über Home Assistant, eine beliebte Open-Source-Plattform zur Hausautomatisierung. Das Add-On „Hass Miner“ verbindet dabei die Welten der erneuerbaren Energien und der Kryptowährungen.
Hass Miner ist eine Integrationsschnittstelle für Home Assistant, die speziell für das Bitcoin Mining entwickelt wurde. Sie überwacht den Energiefluss im Haushalt und steuert die Mining-Hardware basierend auf dem verfügbaren Stromüberschuss. Die Software kommuniziert mit gängigen Mining-Geräten und kann diese automatisch ein- oder ausschalten, je nach verfügbarer Energie. Das Add-On bietet zudem Echtzeit-Monitoring der Mining-Leistung, Energieverbrauch und erzielten Erträge.
Mit dieser Integration können Nutzer präzise Automationen erstellen, die den Miner nur dann aktivieren, wenn wirklich überschüssige Energie vorhanden ist. Unterstützt werden unter anderem die professionellen Mining-Geräte von Bitmain, einem der führenden Hersteller in diesem Bereich.
Bitcoin Miner S21 - 3564W
Rechnet sich das? Eine aktualisierte Kalkulation
Mit den neuen Annahmen – einem Anschaffungspreis von 6.000 € für einen leistungsstärkeren Miner und einem Bitcoin-Kurs von 100.000 € – ergibt sich folgende Berechnung:
Annahmen:
- Mining-Hardware: Hochleistungs-Miner (6.000 € Anschaffungskosten)
- Hashrate: 140 TH/s (höherwertige Hardware)
- Stromverbrauch: 3.500 Watt
- Durchschnittlicher täglicher PV-Überschuss: 8 kWh (entspricht ca. 2,3 Stunden Mining-Betrieb)
- Bitcoin-Kurs: 100.000 €
- Aktuelle Mining-Schwierigkeit und Block-Belohnung berücksichtigt
Täglicher Ertrag:
- Bei 2,3 Stunden Betrieb: ca. 0,000063 BTC (entspricht etwa 6,30 € täglich)
- Monatlicher Ertrag: ca. 189 €
- Jährlicher Ertrag: ca. 2.268 €
Amortisationsrechnung:
- Anschaffungskosten: 6.000 €
- Zeit bis zur Amortisation: ca. 2,65 Jahre
Diese Rechnung berücksichtigt nicht:
- Potenzielle weitere Wertsteigerung von Bitcoin über 100.000 € hinaus
- Schwankungen der Mining-Schwierigkeit
- Saisonale Unterschiede im PV-Ertrag
- Wartungskosten und Lebensdauer der Hardware
Im Vergleich zur Einspeisevergütung (derzeit ca. 8,2 Cent/kWh) würden die 8 kWh täglich etwa 0,66 € einbringen – deutlich weniger als der potenzielle Mining-Ertrag von 6,30 € täglich.
Ökologische Überlegungen
Ein wichtiger Aspekt, der nicht außer Acht gelassen werden sollte, ist die Wärmeentwicklung beim Mining. Die Hardware erzeugt erhebliche Abwärme, die in der kalten Jahreszeit potentiell zur Heizung genutzt werden könnte. Im Sommer hingegen kann diese zusätzliche Wärmebelastung problematisch sein und eventuell sogar zusätzliche Kühlung erfordern.
Es ist daher ratsam, den Miner in einem gut belüfteten Raum aufzustellen oder sogar über eine Wärmerückgewinnung nachzudenken, um die Abwärme sinnvoll zu nutzen und nicht aktiv zur Erderwärmung beizutragen.
Fazit
Bei einem Bitcoin-Kurs von 100.000 € ist die Wirtschaftlichkeit des Mining-Projekts gegeben. Trotz der den einmaligen Anschaffungskosten von ca. 6.000 € liegt die Amortisationszeit bei etwa 2,65 Jahre.
Die Nutzung von PV-Überschüssen für Crypto Mining kann bei diesen Parametern eine sehr interessante Alternative zur klassischen Netzeinspeisung darstellen. Mit der richtigen Steuerung über Home Assistant und dem Hass Miner Add-On lässt sich der Miner gezielt nur dann betreiben, wenn tatsächlich überschüssige Energie zur Verfügung steht.
Dennoch bleibt zu bedenken, dass der Bitcoin-Kurs starken Schwankungen unterliegen kann und die Mining-Schwierigkeit tendenziell steigt. Eine regelmäßige Überprüfung der Wirtschaftlichkeit ist daher unerlässlich, um langfristig vom PV-Mining zu profitieren.