Smartphone Zwang für Senioren?

Die Schlagzeile am 11.01.2024 06:33 geschrieben von TOBIAS KLASS deutet stark darauf hin. Zitat:

Jetzt ist es Pflicht: Wer zum Arzt geht, braucht diese App

Seit Januar gibt es den rosa Zettel vom Arzt nicht mehr. Stattdessen bekommen Sie ein E-Rezept – brauchen dafür aber unbedingt eine bestimmte App

Neue Herausforderungen im Gesundheitssystem: Das E-Rezept und seine Folgen

Zusätzliche Hardware-Anforderungen

Die Einführung des E-Rezepts in Deutschland bringt nicht nur einen Wechsel von Papier zu digital mit sich, sondern stellt auch neue Anforderungen an die Patienten. Wie von Tobias Klass in seinem Artikel auf Chip.de hervorgehoben, ist für die Nutzung des E-Rezepts eine spezifische App erforderlich. Doch dies ist nicht die einzige Hürde: Die App funktioniert oft nur mit modernen, teuren Smartphones. Dies könnte insbesondere für ältere Menschen, die bereits mit finanziellen Herausforderungen kämpfen, eine zusätzliche Belastung darstellen.

Finanzielle Belastungen durch Technik

Die Notwendigkeit eines leistungsfähigen Smartphones und eines dazugehörigen Datenvertrags, der monatliche Kosten von 10 bis 20 Euro verursachen kann, belastet das ohnehin knappe Budget vieler älterer Menschen zusätzlich. Dies wirft die Frage auf, wer diese zusätzlichen Kosten tragen soll. Eine mögliche Lösung könnte in der Kostenübernahme durch Kranken- und Pflegekassen liegen, doch bleibt abzuwarten, inwieweit diese bereit sind, solche Ausgaben zu decken.

Digitale Kompetenz und Sicherheitsrisiken

Ein weiteres bedenkliches Thema ist die digitale Kompetenz unter Senioren. Viele ältere Menschen sind nicht vertraut im Umgang mit Smartphones und moderner Technologie, was sie anfälliger für Cyberangriffe und Betrugsversuche macht. Besonders der berüchtigte „Enkeltrick“ könnte in diesem neuen digitalen Umfeld eine gefährlichere Form annehmen.

Zusätzliche Belastungen für Senioren

Zusätzlich zur finanziellen Belastung und der Notwendigkeit, neue technologische Fähigkeiten zu erlernen, könnten Senioren auch verstärkt auf Hilfe von außen angewiesen sein. Dies könnte zu einer erhöhten Abhängigkeit von Familienangehörigen oder sozialen Diensten führen, was wiederum neue Herausforderungen in Bezug auf Verfügbarkeit und Zugänglichkeit solcher Unterstützungsangebote mit sich bringt.

Fazit: Digitalisierung im Gesundheitswesen mit Augenmaß

Die Einführung des E-Rezepts stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Digitalisierung des Gesundheitswesens dar. Es ist jedoch entscheidend, dass alle Bevölkerungsgruppen in diesem Prozess berücksichtigt werden, insbesondere jene, die durch Altersarmut und mangelnde digitale Kompetenz benachteiligt sind. Wichtig zu wissen ist, dass Menschen ohne Smartphone nicht ausgeschlossen werden. Solch ein digitales Rezept lässt sich alternativ auch über die Gesundheitskarte einlösen oder mittels eines QR-Codes in Papierform erhalten.

Diese alternativen Methoden sind besonders wichtig, bis die oben angesprochenen Punkte - wie die finanzielle Belastung durch notwendige Hardware, monatliche Datentarife und die Herausforderungen im Umgang mit neuer Technologie - umfassend adressiert sind. Durch die Beibehaltung von Optionen wie der Gesundheitskarte und dem QR-Code in Papierform wird sichergestellt, dass niemand aufgrund technologischer Barrieren vom Gesundheitssystem ausgeschlossen wird.

Die Integration neuer Technologien sollte daher Hand in Hand gehen mit adäquaten Unterstützungsstrukturen, sowohl finanziell als auch pädagogisch. So kann gewährleistet werden, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen inklusiv bleibt und niemand zurückgelassen wird.

So sieht die Realität aus

Ich komme aus einer Zeit, in der man Papier gespart hat und den Regenwald damit gerettet hat. Die ersten PCs in den 90ern versprachen unter Anderem die Lösung für einen papierloseren Alltag sein, so dachte ich. Aber was sehe ich jetzt? Papier soweit das Auge reicht. Und: wie geht es eigentlich dem Regenwald? :sweat_smile:

Zitat des Software Entwicklers Christian Wende

„Mit dem neuen E-Rezept verbrauche ich mehr Papier als vorher.“

Mein Hausarzt deutet auf einen mehrere Zentimeter hohen Stapel Papier in seiner Unterschriftenmappe.

Wie kann das sein?

Offensichtlich wurde beim Design des E-Rezepts ein wichtiger Anwendungsfall übersehen.

1/3 der Patienten meines Hausarztes leben in einem Pflegeheim. Sie brauchen regelmäßig verschreibungspflichtige Medikamente. In diesem Fall informiert das Heim meinen Hausarzt.

Die Gesundheitskarte des Patienten kommt dann nicht in die Praxis und steht nicht zum Transport des E-Rezeptes zur Verfügung. Stattdessen druckt mein Arzt eine Art QR-Code aus, der ins Heim gebracht wird und von dort dann zur Apotheke.

Das funktioniert im Prinzip.

Die benötigten Medikamente kommen zum Patienten.

Einziges Problem: Die Software in der Arztpraxis druckt den QR-Code auf ein A4 Blatt, das ist etwa 4 mal so groß wie die „alten Rezepte“. Das erklärt den dicken Stapel in der Unterschriftenmappe.
Quelle: LinkedIn

„Der hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank!“ Könnte man denken, da die Überschrift des originalen Artikels mittlerweile massiv entschärft wurde. Aus der Überschrift:

Jetzt ist es Pflicht: Wer zum Arzt geht, braucht diese App

Der ursprüngliche Link von Chip, veröffentlicht am 11.01.24:
https://www.chip.de/news/Jetzt-ist-es-Pflicht-Wer-zum-Arzt-geht-braucht-diese-App_185092370.html

wurde geändert inklusive neuem Veröffentlichungsdatum 17.01.2024 08:32 zu:

Seit 2024 fast unverzichtbar für Arztbesuche: Die aktuell wichtigste App

https://www.chip.de/news/Seit-2024-unverzichtbar-fuer-Arztbesuche-Die-aktuell-wichtigste-App_185092370.html

Beleg

Internet vergisst nichts

Quelle: Archive.org